Hinter den Kulissen

Die Saatgutabfüllung – hier kommt Leben in die Tüten

Sobald eine Saatgutpartie fertig gereinigt und von der Saatgutdiagnostik freigegeben ist, wird sie an unsere neun Expert:innen aus der Abfüllung übergeben. Diese kümmern sich darum, das Saatgut in die verschiedenen Verpackungen abzufüllen und einzulagern – ein Aufgabenfeld mit unterschiedlichsten Herausforderungen.

Zwischen 0,02 g und 25 kg

Um das Saatgut optimal zu lagern, verfügen wir über verschiedene Lager, die für die einzelnen Arten hinsichtlich Temperatur und Luftfeuchtigkeit die besten Bedingungen bieten. So gibt es Lager mit 16 °C und 50 % Luftfeuchtigkeit für Hülsenfrüchte wie Bohnen, Lager mit 12 °C und 30 % für empfindliche Kulturen wie Salate, Zwiebelgewächse, alle verarbeiteten Produkte und unser Elitesaatgut sowie weitere Lager mit 16 °C und 35 % Luftfeuchte für alle übrigen Kulturen.
Zu Beginn der neuen Abfüllsaison erstellen wir eine Planung auf Grundlage des Vorjahresverkaufs. Dabei streben wir an, bis Jahresanfang möglichst 70 % der geplanten Einheiten abzufüllen, so dass die Saatgutbestellungen schnellstmöglich bedient werden können. Die Verpackungsgrößen liegen dabei zwischen 0,02 g (eine Portion Tomaten) und 25 kg (größte Einheit Erbsen).

Zwischen Kugeln und Schirmen

Saatgut ist sehr vielfältig in seiner Beschaffenheit: rund, gebogen, spitz, eckig, flach, winzig klein und bis zu Daumenkuppen groß, mit Widerhaken, geformt als Schirmchen oder Pinsel und in vielen Farbausprägungen… eine immer wieder erstaunliche Bandbreite der Natur, die wir täglich bewundern. Das bedeutet aber auch, dass sich die Abfüllung auf die vielen Unterschiede einstellen muss und einer der Gründe, warum hier nach wie vor viele Arbeiten von Hand erledigt werden.

Zwischen Mensch und Maschine

Die händische Abfüllung ist zudem eine bewusste Entscheidung, denn in Kooperation mit der Lebensgemeinschaft in Bingenheim arbeiten in unserer „Saatgut-Werkstatt“ bis zu zehn pflegebedürftige Menschen mit. Je nach ihren Fähigkeiten werden von Hand Etiketten auf die Verpackungen geklebt (manchmal auch schief, aber es kommt ja auf den Inhalt an), Saatgut mit speziellen Maßen in Tüten gelöffelt, an halbautomatischen Maschinen in Beutel gefüllt, Saatscheiben abgezählt oder gefüllte Tüten zu Einheiten von je 5 Stück gebündelt. Das manuelle Abfüllen ist bei Tütenzahlen von bis zu 1.000 Stück meist auch schneller als die automatische Abfüllung, da die Einrichtung und Kalibrierung der Maschine (Rüstzeit) im Verhältnis viel Zeit in Anspruch nehmen.

Erst wenn mindestens 1.000 Tüten einer Sorte abgefüllt werden sollen, kommt eine unserer vier Maschinen zum Einsatz. Je nach Saatgut, Maschine und Tütengröße erfolgt die Befüllung entweder über eine mit Fotozellensensor ausgestattete Kornzähl-Einheit oder mittels Volumendosierung. Sollen Samenkörner abgezählt werden, bewegt sich dies in einem Bereich von 3 bis maximal 44 Korn pro Tüte. Größere Mengen werden immer nach Volumen abgefüllt.

Die ersten etwa 20 bis 50 maschinell befüllten Tütchen werden genauestens auf ihren Inhalt und die Korrektheit der Schließung und aufgedruckten Daten überprüft. Erst wenn alles stimmt, kann der Abfüllauftrag durchlaufen. Auch hier werden immer wieder Stichproben gezogen, denn je nach Saatgut, insbesondere in Mischungen, können sich Körner verkanten oder ineinander verhaken und den Durchfluss blockieren, so dass Tüten nicht oder nicht richtig gefüllt werden. Passiert dies, muss die Person an der Maschine sofort reagieren, denn es ist immer aufwändig, falsch abgefüllte Saatguttütchen wieder zu öffnen, um das Saatgut zurückzugewinnen.
Dass eine Maschine durchschnittlich ca. 40 bis 60 Tüten pro Minute abfüllen kann, ist daher nur eine theoretische Zahl, denn in der Praxis sorgen Unterbrechungen oft für einen geringeren Ausstoß. Dennoch ist die automatische Abfüllung nicht wegzudenken, denn für kundengestaltete Werbetütchen werden auch mal bis zu 100.000 Tüten innerhalb eines Auftrags befüllt.

Zwischen Qualität und ökologisch korrekt

Höchste Qualität der Saaten und ökologische Unbedenklichkeit der Verpackung unter einen Hut zu bekommen ist manchmal gar nicht so einfach, hier suchen wir ständig nach Verbesserungen. In der Regel erhalten Sie unser Saatgut in einer einfachen Papiertüte aus 100 % Recyclingpapier, welches das deutsche Umweltzeichen „Blauer Engel“ und das europäische Umweltzeichen „EU Ecolabel“ trägt. Dies ist als Schutz bei den meisten Arten völlig ausreichend. Je nach Empfindlichkeit füllen wir aber bei Bedarf auch in Verbundfolien-Tüten ab, um die Langlebigkeit dieser Saaten zu garantieren.

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