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Zukunftsfähige Sorten mit Geschmack

Arne von Schulz über seine Arbeit in der ökologischen Gemüsezüchtung

Als Landwirt und Heilerzieher ausgebildet, gehört Arne von Schulz zur Betriebsgemeinschaft Domäne Fredeburg, die 1991 auf Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise umstellte. Seit 1994 befasst er sich dort unter anderem mit der biodynamischen Züchtung von Gemüse. Im Verein Kultursaat kümmert er sich dabei nicht nur um die Erhaltungszüchtung bewährter Sorten wie beispielsweise den Kürbis Blue Ballet oder den Rettich Runder schwarzer Winter, sondern er entwickelt auch neue Sorten. Aktuell arbeitet er an Rosenkohl, Möhre, Porree, Spinat und Wirsing. Aus seiner Wirsing-Züchtung ist die im Winter 2008/09 zugelassene Sorte Smaragd hervorgegangen, und wir können uns schon auf seine zweite Wirsing-Neuzüchtung Dunkelgrüner Putjes freuen, die voraussichtlich ab der Saison 2023 unser Sortiment bereichern wird.

Wir haben Arne von Schulz zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft befragt und interessante Einblicke und Tipps bekommen.

Arne von Schulz

 

Wirsing Smaragd

 

Vergangenheit: Welche ist Deine Lieblingssorte bzw. welche Sorte ist Dir im Züchtungsvorgang besonders positiv aufgefallen?

Vor etwa 20 Jahren habe ich einen Freund und Kollegen in Colorado in den USA besucht. Dort fiel mir ein besonders schöner Porree auf, und ich durfte mir etwas Saatgut mitnehmen. Es handelte sich um die Sorte Ifra. Erst viel später erfuhr ich, dass der Züchter den Sortennamen Ifra direkt aus den Anfangsbuchstaben seines Namens, Ilmar Fedor Randuja, zusammengesetzt hatte. Ich nutze diese Porree-Sorte als Ausgangspunkt für die Weiterzüchtung, und zugleich erhalte ich sie als ein lebendiges dankbares Andenken an diesen bedeutenden Pionier der biodynamischen Pflanzenzüchtung.

Gegenwart: Was motiviert Dich jetzt, diese teils sehr langwierige Züchtungsarbeit durchzuführen und immer am Ball zu bleiben?

Ich bin überzeugt, dass es neben allen negativen Entwicklungen (Klimawandel, Schere zwischen Arm und Reich, schier unaufhaltsame Technisierung usw.) genauso Positives für die Zukunft zu entwickeln und gestalten gilt - und dass dies auch möglich ist. Dabei kann die Züchtungsarbeit durchaus auch mal langwierig und anstrengend sein, aber meist ist es ein ständiger Lern- und Forschungsprozess, bei dem wir Menschen nicht alles gleich nach unseren Wünschen erreichen können, da Mutter Natur oft noch ihre eigenen Geheimnisse und Gestaltungsmöglichkeiten ins Spiel bringt. Und das ist natürlich immer wieder spannend und ein Ansporn, dran zu bleiben. Es gibt noch so viel zu entdecken und auszuprobieren – und es gibt immer ein Morgen.

Zukunft: Was sind die Ziele deines Tuns?

Aus meiner Sicht können wir nur gemeinsam im Miteinander Gutes tun, und dafür möchte ich jeden Tag arbeiten und aufstehen. Eines Tages werden auch da die Früchte reifen. Biodynamisch gezüchtete Sorten erlangen weltweit Beliebtheit und sind jedem Menschen frei zugängliches Kulturgut. Kurzfristig hoffe ich persönlich, bald eine neue biodynamisch gezüchtete Rosenkohlsorte vorstellen zu dürfen – es kann sich nur noch um ein paar Jahre handeln, bis es soweit ist. Und dann braucht diese Sorte einen Namen. Da habe ich schon ein paar Ideen…

Ganz kurz zum Abschluss: Was möchtest du unseren Leser:innen mitgeben?

Zum Schmecken: Alles Gemüse auch unmittelbar nach der Ernte probieren, und damit meine ich wirklich unmittelbar, also wenige Sekunden bis zu 1 Minute. Da ist für mich z. B. der Blattgrund von Fenchel ein großer Genuss.

Zum Fühlen: Leider hat nicht jede und jeder die Möglichkeit, aber die Hand in einen Sack voller Samen zu stecken und vorsichtig darin zu rühren, ist ein göttliches Gefühl.

Zum Sehen: Nehmen sie doch mal eine Lupe und schauen sich die Welt etwas genauer an. Besonders bei Blüten und Samen gibt es viele Wunder zu bestaunen. Porreeblüten kann ich besonders empfehlen.

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